Wir über Uns

Wir MessdienerInnen von St. Johannes verstehen uns als Teil einer internationalen Gemeinschaft von Millionen Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt. Überall wo es einen Altar gibt, gibt es auch uns. Wir haben viele Hautfarben, viele Sprachen, bei manchen von uns ist es sehr warm, bei anderen sehr kalt. Zumindest was die Sprache angeht, sind die 360.000 MessdienerInnen in Deutschland nicht ganz so vielfältig. Dennoch sind Menschen mit den unterschiedlichsten sozialen, körperlichen und geistigen Voraussetzungen gleichberechtigt vertreten und vertreten damit ebenfalls die Vielfalt in den Gemeinden am Altar. Im Besonderen begreifen wir uns aber als Vertretung der jungen Gemeinde.

Wir MessdienerInnen von St. Johannes blicken trotz unserer eigenen Jugend auf eine über 130 jährige Geschichte zurück und sind damit so alt, wie die Gemeinde selbst. Stolz dürfen wir daher für uns reklamieren, die älteste Jugendgruppe der Gemeinde zu sein. Über die Jahrzehnte hat sich allerdings (zum Glück) eine ganze Menge geändert. So müssen wir schon lange keine lateinischen Gebete mehr auswendig lernen und werden auch nicht mehr vom Kaplan ausgebildet, sondern leiten uns erfolgreich selbst. Damit geht einher, dass wir natürlich längst „Spiel & Spaß“ für uns entdeckt haben und das MessdienerInnerndasein nicht mehr nur aus Altardienst besteht. Unsere Gemeinschaft hat aber nochmals gewonnen: Seit 1988 sind wir endlich nicht mehr nur Jungen, sodass wir heute ein angenehm ausgeglichenes Verhältnis von Mädchen und Jungen haben.

Wir MessdienerInnen von St. Johannes sind jung, modern und zukunftsgewandt. Und wir sind Teil der katholischen Kirche. Ist das ein Widerspruch? Nein! Tut das weh? Auch nicht! Aber…

… Glauben & Religion hat sich doch überholt.

Ganz sicher? So mancher Fan erlebt mehr Ekstase auf einem Konzert oder bei einem Fußballspiel, wenn sein vergöttertes Idol erreichbar scheint, als der sonntägliche Kirchenbesucher je in einer Messe erleben wird. Ein signiertes Trikot erfährt Verehrung, wie sie den meisten Reliquien nicht zu Teil wird. Hervorragend könnte sich jetzt eine Diskussion über Merkmale einer Religion anschließen. Wie war das nochmal mit dem Jenseits-Bezug, brauchte es den oder nicht? Lange Rede kurzer Sinn: Jeder Mensch glaubt an etwas. Auch der lauteste Atheist. Letztlich ist auch der Atheismus eine Weltanschauung, für die eine ganze Menge Dinge unhinterfragt als gegeben geglaubt werden müssen.
Es mag Viele überraschen, aber wir setzen uns nicht für den einen katholischen Glauben ein. Uns ist der Respekt vor dem, was jeder für sich glaubt - Achtung Wortwitz - heilig. Wie das kommt? Das, was wir glauben, verbietet uns das. Insofern muss niemand ein Bibelstudium, das Auswendiglernen von Gebeten oder das Aufsagen von Versen bei den Messdienern fürchten. Gott kann wegen uns einen Bart haben oder auch nicht (ja, auch Damenbärte sind denkbar), Jesus Sandalen oder Sneaker und Maria statt Kleid Leggings tragen. Worauf es ankommt, sind die Werte, die mit ihren jeweiligen Handlungen verknüpft sind. Werte wie Hilfsbereitschaft, gegenseitiger Respekt und Toleranz, Einsatz für Andere, Achtung vor Mensch und Tier, geerdet bleiben und sich nicht über andere stellen, … Das ist für uns die Essenz aus unserem Glauben, die wir bei uns weitergeben und vermitteln.

… in der Kirche sind doch alle homophob und sexistisch.

Niemals! Wir MessdienerInnen von St. Johannes sprechen uns gegen jede Form von Sexismus und Homophobie sowie jede andere Abartigkeit wie Ausländerfeindlichkeit aus! Es gilt: Wer Toleranz vermissen lässt, wird unsererseits nicht toleriert! Wir kennen die Stimmen in Teilen des Klerus, leider. Aber zwischen Klerus und Kirchenvolk liegen bisweilen Welten. Warum wir trotzdem nicht mit wehenden Fahnen davonrennen? Weil damit niemandem geholfen ist. Am Ende bleiben solche Menschen unter sich und bestärken sich gegenseitig. Kritik von außen prallt, schon weil sie meist polemisch vorgetragen wird, an solchen Menschen ab. Wir gestalten einfach und schaffen damit Fakten. Auch wird Kritik aus den eigenen Reihen deutlich ernster genommen. Das ist graue Theorie und eine schlechte Ausrede? Gewiss nicht! Ohne das regelbrechende Bestreben einiger Gemeinden und Priester, Mädchen in die Gemeinschaft der Messdiener aufzunehmen, würden dem Papst heute wohl kaum auch Frauen dienen. Solche Entwicklungen von unten nach oben brauchen ihre Zeit, aber sie finden statt. Unserer Überzeugung nach braucht jedenfalls nicht Heilung, wer homosexuell ist, sondern wer in Homosexualität eine Krankheit sieht – in der Kirche und außerhalb. Die noch stattfindende Ungleichbehandlung von Frauen, beispielsweise bezüglich Kirchenämtern, sollte ebenfalls Stoff für Geschichtsbücher werden.

… Zölibat ist doch gleichzusetzen mit Pädophilie.

Nicht lustig! Klar haben wir alle schonmal über den Priester-Ministranten-Witz gelacht (sich selbst nicht zu ernst nehmen ist eben auch ein Merkmal von uns). Aber so sieht sexueller Missbrauch eben typischerweise nicht aus und die Opfer werden auf diese Weise verhöhnt. Sexueller Missbrauch findet vielfältig, meist innerhalb von Familien, statt. Leider gibt es aber auch in der Jugendarbeit immer wieder Menschen, die ihre Verantwortung ausnutzen. Das gilt nicht nur für die kirchliche, sondern auch für die außerkirchliche Jugendarbeit. Es ist daher wichtig, dass wir alle genau hinsehen, nicht nur bei der Kirche. Wir MessdienerInnen von St. Johannes unterstützen den Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Deshalb an dieser Stelle der Hinweis, dass neben der allgemeinen Leitermail jeder Leiter eine eigene Mail-Adresse hat, an die man sich im Vertrauen wenden kann. Sollte das keine Option sein, gibt es in der Gemeinde, der Pfarrei und dem Bistum Ansprechstellen. Natürlich können auch Anliegen vorgetragen werden, die keinen Bezug zur Kirche aufweisen.